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Vom Uranhexafluorid zum Kernbrennstoff

Besuchertag bei Advanced Nuclear Fuels im IndustriePark

Bei Advanced Nuclear Fuels im Industriepark Lingen werden Brennelemente für Kernkraftwerke gefertigt. Regelmäßig fordern daher Anti-Atomkraft-Initiativen die Schließung der Firma, verstärkt nach einem Laborbrand Ende 2018. Jetzt hat ANF Mitarbeiter von Nachbarfirmen zu einem Infotag eingeladen. 

 

Am Ende der kleinen Straße Am Seitenkanal liegt ANF. Mitten im Wald und vorbei am Aldi-Zentrallager und früheren Haupteingang des Lingener Technologiekonzerns Rosen führt die Straße direkt auf den Firmenparkplatz. Jeder der mehr als 200 für diesen Tag angemeldeten Besucher wird hier kontrolliert. Und es gibt Sicherheitshinweise, bevor es in Kleingruppen jeweils unter der Führung eines erfahrenen Mitarbeiters zunächst durch eine Sicherheitsschleuse auf das Gelände geht“

 

Andreas Hoff, Standortleiter der ANF in Lingen, freut sich über das große Interesse der Besucher: „Nach dem Laborbrand im Dezember 2018 haben wir gemerkt, dass insbesondere die Mitarbeiter der Nachbarfirmen durch das hohe Aufkommen an Einsatzfahrzeugen, aber auch durch die vielen Kommentare in den sozialen Medien verunsichert waren. Mit dem Besuchertag wollen wir aufklären und Verständnis für unsere Anlage und die Produkte schaffen“.

 

Was war Ende 2018 passiert? Am 6. Dezember war es laut Angaben des Unternehmens durch "einen nicht sichtbaren elektrischen Fehler an den Anschlussklemmen von zwei Heizkassetten des Laborverdampfers zu einem Brand im Labor der ANF in Lingen" gekommen. Rund 150 Einsatzkräfte waren schließlich auf dem Werksgelände im Einsatz: Neben der eigenen Betriebsfeuerwehr waren alle Freiwilligen Feuerwehren der Stadt im Einsatz, dazu Rettungskräfte aus der Grafschaft Bentheim und Osnabrück sowie Mitglieder der Werkfeuerwehren des Kernkraftwerks und von BP. Verletzt wurde durch den Brand niemand.

 

Am 21. Dezember 2018 hatte das Niedersächsische Umweltministerium schließlich mitgeteilt, dass der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz beweissichere Messungen im Betrieb und der Umgebung durchgeführt hat. "Es liegen keine Hinweise auf eine Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umgebung vor", hieß es seinerzeit in der Mitteilung des Ministeriums zu den Messergebnissen.

 

Gezeigt werden an diesem Tag nahezu alle Bereiche der Brennstab- und Brennelementfertigung sowie der Fertigungstechnologie-Projekte. Fragen sind erwünscht, im Zweifel werden bei teilweise sehr detaillierten weitere Fachleute hinzugezogen. So werden alle Produktionsschritte von der Umwandlung von Uranhexafluorid zu Uranoxid-Pulver über die Tablettenherstellung sogenannter "Grünlinge" und das anschließende Brennen dieser Tabletten gezeigt. Diese werden schließlich in Hüllrohre gefüllt, mit Helium geflutet, verschlossen, zu Brennelementen montiert und zum Kunden transportiert.

 

Und der Atomausstieg in Deutschland? "Wird bei uns zu einem Rückgang führen. Wir sind aber ein Spezialhersteller und können die unterschiedlichsten Kernkraftwerkstypen in Europa beliefern", erklärt eine Sprecherin des Unternehmens. Zudem liege die Exportquote aktuell bereits bei 89 Prozent. Der Standort hat in letzter Zeit zudem Aufträge für den Um- und Auseinanderbau von noch nicht eingesetzten Brennelementen in abgeschalteten deutschen Kernkraftwerken erhalten. Allgemeine und hoch spezielle Fragen stehen an diesem Tag schließlich im Mittelpunkt. Der Brand im Dezember 2018 spielt keine oder kaum eine Rolle.

 

In einem Info-Zelt auf dem Parkplatz ergänzen Informationen und Anschauungsmaterial zu Themen wie Radioaktivität, Strahlung und Kernenergie die Führung. So werden an einem Stand durch einen beim Infozentrum des benachbarten Kernkraftwerk ausgeliehenen Gerät Strahlung sichtbar gemacht. Und ein Mitarbeiter demonstriert, dass ein Strahlenmessgerät auch bei Fliesen und mineralischem Dünger deutlich ausschlägt. Und bei alten Weckern. "Die Zeiger wurden früher mit radiumhaltigen Farben angestrichen. Auch das erzeugt Strahlung. Nicht im gefährlichen Bereich, aber man kann sie ja auch leicht ersetzen." Auch die Ausbildungsmöglichkeiten und Jobs bei ANF werden vorgestellt. Neben Kaufleuten und Betriebswirten werden Chemikanten, Techniker, Mechaniker und Elektrotechniker ausgebildet.

 

Für Peter Reimann, Geschäftsführer der ANF, ist der Besuchertag ein Erfolg: „Für mich schaffen Aufklärung, Information und Transparenz Vertrauen. Sicherheit hat für uns oberste Priorität, auch das wollten wir an diesem Tag den Besuchern vermitteln.“

 

 

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