Industrielle Inseln im Park

ANF akquiriert neue Geschäftsfelder

Einziger Hersteller von Gadolinium-Tabletten in Europa – Mittelfristige Planungen im „grünen Bereich“

Sind stolz auf ihre Mitarbeiter und neue Aufträge: das Führungstrio von Advanced Nuclear Fuels in Lingen (von links) Peter Reimann, Petra Opitz und Andreas Hoff. Foto: Burkhard MüllerWieder „Licht am Horizont“ sieht die Advanced Nuclear Fuels (ANF) als Brennelementhersteller im Industriepark Lingen Süd. Nach dem in 2011 politisch beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 und dem sofortigen Abschalten von acht Kernkraftwerken in Deutschland stand der Brennelementehersteller, eine Areva-Tochter, vor großen Herausforderungen, weil der deutsche Markt für ANF eine wichtige Rolle gespielt hatte.


Die Aufgabe, mit neuen Geschäftsfeldern den Einbruch zu kompensieren, scheint erfolgreich gewesen zu sein, wie Geschäftsführerin Petra Opitz, Direktor Peter Reimann und der Lingener Werksleiter Andreas Hoff in einem Gespräch mit unserer Zeitung „vorsichtig“, aber voller Hoffnung, betonten. Das Unternehmen in Lingen sei restrukturiert und in einigen Geschäftsfeldern auch optimiert worden, um sich weiter am internationalen Markt behaupten zu können.

 

Nachdem ANF im vergangenen Jahr verkündet hatte, aufgrund der misslichen Auftragslage für acht Monate in Kurzarbeit gehen zu müssen, minimierten erst neue Aufträge aus Frankreich, dem Sitz von Areva, die Kurzarbeit auf letztlich „nur“ drei Monate. „Wir haben das schaffen können, weil wir auf eine unglaublich flexible Mitarbeiterschaft zählen können, die die an sie gestellten Anforderungen mit Bravour gelöst hat“, lobt Reimann.

 

Neben einer Anpassung der Brennelementkapazitäten können voraussichtlich ab dem vierten Quartal 2014 sogenannte Gadolinium-Tabletten für Europa und China gefertigt werden. Hoff: „Brennstäbe mit Gadolinium-Tabletten befinden sich in den meisten Brennelementen. Sie spielen dort eine wichtige Rolle und sorgen gerade am Anfang der Nutzungsdauer für eine gleichmäßigere und stabilere Ausnutzung des Brennstoffes.“

 

Für die ursprünglich aus den USA und Belgien bezogenen Gadolinium-Tabletten sei in Lingen eine eigene Produktionslinie aufgebaut worden, die wiederum auch nur durch sehr motivierte Mitarbeiter bedient werden könne. Der Direktor: „Wir in Lingen können diese Tabletten herstellen – und sonst niemand in Europa. Ein Alleinstellungsmerkmal, das uns ein Stück weit hilft, diesen Standort mit seinen rund 260 Beschäftigten zu sichern.“

 

Ein weiteres Geschäftsfeld, das sich aus den abgeschalteten oder noch abzuschaltenden Kernkraftwerken akquiriert hat, ist das Zurückholen noch frischer Brennelemente. „Wir holen das Uran aus den noch nicht benutzten Brennelementen dieser Kraftwerke, füllen es in neue Brennstäbe und verwenden es für die Aufträge anderer Kunden“, betont der Direktor und ergänzt wieder in Richtung seiner Mitarbeiter, dass auch das nur durch Menschen geleistet werden könne, die sich mit ANF identifizierten und deshalb zu Leistungen fähig seien, die bei anderen viel Bewunderung hervorriefen. Nach wie vor sei das Geschäft mit den Brennelementen das „Brot- und Buttergeschäft“ bei ANF und damit unverzichtbar.

 

Und deshalb, und auch darin waren sich alle einig, könne man bereits jetzt verkünden, dass es wenigstens bis Ende 2015 keine Kurzarbeit mehr gebe und auch die mittelfristigen Planungen im „grünen Bereich“ stünden.

 

Unter dem Motto, das Beste kommt zum Schluss, solle im Februar 2015 gefeiert werden. Dann wird ANF 40 Jahre alt – na ja, nicht ganz: Gegründet wurde das Unternehmen von Exxon Nuclear, der Vorgängerin von ANF. 1987 wurde Exxon an Siemens KWU verkauft und später in ANF umbenannt. Domizil der neuen Gesellschaft wurde, nachdem der Firmensitz in Lingen klar war, ein Zimmer im Hotel B 70 an der Rheiner Straße. „Lang, lang ist das her“, erinnert sich Reimann im Hinblick auf das anstehende Jubiläum.

 

Lingener Tagespost
Ausgabe vom 07.04.2014
Ressort Lokales