Industrielle Inseln im Park

„Energiestandort Lingen erhalten“

 

„Vor ziemlich genau fünf Jahren haben Bundestag und Bundesrat
beschlossen, schneller als zunächst vorgesehen aus der Kernenergie 

auszusteigen und Deutschlands Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Im Rückblick wurden die damit verbundenen Herausforderungen offenkundig unterschätzt.“ Das erklärte IHK-Vizepräsident Hendrik Kampmann jetzt beim IHK-Mittagsgespräch zur Zukunft des Energiestandortes Lingen/südliches Emsland in Lingen.

Für den Standort sei die Energiewende mit Risiken verbunden. Das Kernkraftwerk werde seinen Betrieb im Jahr 2022 einstellen. Die Gaskraftwerke seien hinsichtlich ihrer Flexibilität im Zusammenspiel mit den regenerativen Energien zwar stark gefordert, allerdings deutlich seltener am Netz als z. B. Kohlekraftwerke. Dass die Energiewende am Standort Lingen auch zu Arbeitsplatzverlusten führt, wäre insofern eine naheliegende Vermutung.


Der Landkreis Emsland, die Stadt Lingen und die südlichen Emslandgemeinden hatten dazu beim Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (NIW) eine Studie in Auftrag gegeben, die die regionalökonomische Bedeutung des Energiestandortes analysiert. „Die Chancen überwiegen die Risiken“, kommentierte Dieter Krone, Oberbürgermeister der Stadt Lingen, die Ergebnisse. Wichtige Standortvorteile sieht Krone u. a. im vorhandenen Übertragungsnetz und in den modernen Gaskraftwerken. Diese trügen zur Versorgungssicherheit in Deutschland bei. „Die Gaskraftwerke sind ein wichtiges Bindeglied für das Gelingen der Energiewende“, so Krone.


Die Aufgabenstellung für das NIW war, die möglichen Veränderungen, die mit der Stilllegung des Kernkraftwerkes Emsland im Jahre 2022 einhergehen, herauszuarbeiten. Das Institut sollte Ansatzpunkte geben, wie der zu erwartende Strukturwandel zu bewältigen sei. Die Beschäftigungseffekte der beteiligten Unternehmen der Energiewirtschaft und der energieintensiven Betriebe im südlichen Emsland beziffert das NIW auf fast 29.000 Arbeitsplätze, weitgehend in Deutschland, von diesen wiederum rund 10.000 im Emsland. Die Standortvorteile Lingens bzw. des Emslandes insgesamt können dazu beitragen, energieintensive Betriebe am Standort zu halten und weiter zu entwickeln. „Wir haben die Analyse des NIW intensiv mit dem Landkreis Emsland und den anderen beteiligten Kommunen erörtert und gemeinsam die weiteren Schritte festgelegt“, so Krone. Im Vordergrund stehe jetzt u. a. der Aufbau der Kompetenzzentren Energie und IT in Lingen. Hohe Erwartungen setzt Krone auch auf das große Forschungsprojekt „enera“, an dem u. a. die Stadtwerke Lingen beteiligt sind. Dieses vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Vorhaben will das Energiesystem in Nordwestdeutschland durch den Einsatz intelligenter Technologien zukunftsfähig ausgestalten und effizienter betreiben. So könnten durch die bessere Abstimmung zwischen dezentraler Energieerzeugung und Energienutzung mittels digitaler Steuerung ein Teil des sonst erforderlichen konventionellen Netzausbaus vermieden und so Kosten eingespart werden. Klare Worte fand Krone zur Forderung der Länderumweltminister, die Brennelementeproduktion in Lingen zu beenden. „Das ist schlechter Stil. So geht man nicht mit den 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern allein in Lingen um, denn das Unternehmen verfügt über eine unbegrenzte Betriebserlaubnis.“ Krone forderte die Bundesregierung auf, dazu klar Position zu beziehen.