Industrielle Inseln im Park

Gaskraftwerke in Lingen sind „echte Sprinter“

RWE nutzt Konservierung der Anlagen zur weiteren technischen Optimierung

 

Die RWE hat die Phase, in der das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) dem Netz nicht zur Verfügung stand, zur technischen Optimierung der Anlage genutzt. In nur 45 Minuten können die Gas- und Dampfturbinen aus dem kalten Zustand heraus auf volle Leistung hochfahren und damit dem Netz rund 900 Megawatt zur Verfügung stellen. Dies stellte die Anlage jetzt mit einem Schnellstart nach einem mehrtägigen Anlagenstillstand unter Beweis. „Weltweit nehmen wir damit eine Spitzenposition ein“, berichtete Kraftwerksleiter Heinz-Jürgen Wüllenweber einer Mitteilung zufolge. „Mein Dank gilt der gesamten Mannschaft für die perfekte Umsetzung aller dazu notwendigen Arbeiten in den letzten Wochen und Monaten.“


Realisiert wurden die Anlagenoptimierungen während der vergangenen Sommermonate. Die aktuelle Situation am deutschen Strommarkt machte einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen in dieser Zeit unmöglich, und die Blöcke befanden sich vorübergehend in der sogenannten Konservierung. Die Mannschaft nutzte die Zeit neben den Umrüstungen auch für eine umfangreiche Turbinenrevision.


„Auch in den Kraftwerksblöcken B und C stehen uns mit den hochmodernen Vorschaltgasturbinen, in die wir 200 Millionen Euro investiert haben, bereits echte Sprinter zu Verfügung. Sie könnten in wenigen Minuten ihre volle Leistung erreichen“, so Wüllenweber. Das Stromnetz könne bei Bedarf blitzschnell mit einer Einspeisung von maximal 232 Megawatt gestützt werden. Da Netzschwankungen sowohl in ihrer Stärke als auch in der Häufigkeit vermehrt auftreten würden, seien flexible und schnelle Kraftwerke zunehmend gefragt.


Das Bereithalten von Kraftwerken für den Anforderungsfall hat nach Angaben der RWE jedoch seinen Preis, der im derzeitigen Strommarktdesign nicht erzielt werden kann. Auf diese Problematik haben vor Kurzem 30 000 Menschen am Aktionstag der Gewerkschaft Verdi hingewiesen, u. a. auch am Standort Lingen. Dies zeige, wie groß der Handlungsbedarf sei. Die hohe Qualität der Stromversorgung Deutschlands könne in Zukunft nicht nur durch technische Verbesserungen in den Kraftwerken gesichert werden. Dafür sei ebenso die Einführung eines dezentralen Leistungsmarktes für das Vorhalten gesicherter Kraftwerkskapazität nötig. „Ohne dieses Marktmodell wird auch hochmodernen Kraftwerken wie unserem in Lingen die Existenzgrundlage entzogen“, so Wüllenweber.

 

Die Gasturbine während der Inspektion. Foto: RWE

 

Lingener Tagespost

Ressort Lokales

Ausgabe vom 30.10.2014