Industrielle Inseln im Park

Gute Geschäfte mit Fanartikeln

Lingener Heavy-Metal-Versandriese EMP will weiter wachsen – 7,2 Millionen Euro Gewinn

Das Logo der Lingener Merchandising Handelsgesellschaft mbH EMP ist auffällig, es prangt an EMP-Verkaufsshops auf Rockfestivals, und wer über die EMP-Homepage surft, dessen Mauszeiger verwandelt sich ebenfalls in die sogenannte Rockhand, auch bekannt als Pommesgabel. Das Handzeichen ist aus der Metal-Welt nicht wegzudenken. Genauso wenig wie der 1986 in einer Lingener Wohnung von Felix Lethmate gegründete Versandhändler EMP, der in den knapp 30 Geschäftsjahren einen rasanten Aufstieg hinlegte.

 

Heute gilt EMP als Europas größter Versandhändler für Heavy-Metal-Fanartikel, 400 Mitarbeiter arbeiten für den Konzern, im Portfolio sind eine Handvoll Ladengeschäfte und ein Callcenter. Zu den Verkaufsschlagern gehören T-Shirts der Metal-Legenden AC/DC, allein 27 Motive der unverwüstlichen Rocker stehen aktuell bei EMP zur Wahl. Gekauft und getragen werden sie von Fans der ersten Stunde. Und von deren Söhnen und Töchtern sowie deren Kindern. „Heavy Metal hat keine Nachwuchssorgen“, sagt EMP-Geschäftsführer Ernst Trapp.

 

 

Doch EMP ist nicht so kurzsichtig, sich allein auf die Metal-Szene zu konzen trieren. Ein Blick auf die Homepage offenbart, wie breit das Unternehmen sich aufgestellt hat. Es gibt fünf Eigenmarken, unter denen EMP spezielle Szene-Kleidung und Accessoires herstellt, zum Beispiel Gothicana by EMP für die sogenannte schwarze Szene. Dazu kommen jede Menge Fanartikel zu TV-Serien oder Kinofilmen. Diesem Sommer etwa flogen die Käufer auf Produkte mit Aufdrucken von den kleinen gelben Kino-Helden namens Minions. Und auch die liefert EMP natürlich, von der Tasse bis zum Shirt.

Dass im Merchandising-Geschäft reichlich Geld fließt, ist kein Geheimnis. Schätzungen gehen davon aus, dass allein die Fanartikel der Weltraumsaga Star Wars den Lizenzgebern über die Jahre rund 20 Milliarden US-Dollar in die Taschen spülten. Mit jedem neuen Film der Reihe wachsen die Gewinne.

 

Die Tatsache, dass Rockfestivals in Deutschland zuletzt wie Pilze aus dem Boden sprossen, offenbart, wie viel Potenzial auch in Musik-Fanartikeln steckt. „Festivals sind wichtig für uns. Je mehr Festivals, desto mehr Band-Shirts können wir verkaufen“, erklärt Trapp. Allerdings achtet der Käufer nicht nur auf den richtigen Aufdruck, sondern auch auf Qualität. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen“, weiß Trapp.

 

Alle Zeichen bei EMP stehen auf Wachstum. „Wir wollen größer werden“, bestätigt Trapp, der vor zwei Jahren aus München nach Lingen zog, um zusammen mit seinem Mit-Geschäftsführer Jan Marc Fischer die Geschicke des Merchan dise-Händlers zu leiten. Der Investor Sycamore Partners, der sich mit seinen 650 „Hot Topic“-Läden in den USA zum Experten für das Geschäft mit Fanartikeln gemausert hat, darf mit EMP auf ein europäisches Standbein mit Wachstumspotenzial hoffen.

 

Ein Blick auf die Zahlen aus dem Jahr 2013 zeigt, weshalb Sycamore Partners ausgerechnet die Lingener Firma als Investment-Objekt auserkoren hat: Laut Handelsregister lag der EMP-Umsatz 2013 bei 115,2 Millionen Euro. Damit konnten sich die Lingener über einen Zuwachs von 8,5 Prozent gegenüber 2012 freuen. Der Gewinn lag 2013 bei 7,2 Millionen Euro. Es steht zu vermuten, dass auch 2014 viele, viele Fan-Artikel von EMP verkauft wurden. „Sieht gut aus“, sagt Trapp und lächelt.

 

Lingener Tagespost
Ausgabe vom 09. September 2015
Ressort Wirtschaft