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Warner Music Group übernimmt für 155 Millionen Euro den Lingener Merchandising-Spezialisten EMP

EMP, Europas Nummer-eins-E-Commerce-Unternehmen in Sachen Rock- und Entertainment-Merchandising, hat einen neuen Eigentümer. Für rund 155 Millionen Euro wechselte das Lingener Unternehmen in diesen Tagen offiziell in die Hände des US-Unterhaltungsriesen Warner Music Group (WMG). EMP-Geschäftsführer Ernst Trapp sieht unter dem neuen Dach Chancen für weiteres Wachstum.

 

Für die Lingener ist es der zweite Eigentümerwechsel innerhalb von fünf Jahren. Beide gingen unter der Regie von Ernst Trapp über die Bühne. Der ehemalige Chef der Amazon- Online-Videothek Lovefilm, heute Prime Video, kam 2013 zu „Exclusive Merchandise Products“ und managte bereits 2015 den Verkauf des 1986 in Lingen von Felix Lethmate gegründeten Unternehmens an den US-Investor Sycamore Partners.

 

Der jetzige Verkauf sei auf Initiative Sycamores zustande gekommen, so Trapp. In dem Auswahlverfahren, das schließlich Warner für sich entscheiden konnte, hätten für den US-Investor nicht allein kommerzielle Interessen eine Rolle gespielt. Sycamore habe auf eine mittelfristige Perspektive gesetzt und darauf, dass EMP in gute Hände komme. „Das rechne ich ihnen hoch an“, sagt Trapp. WMG, eines der drei größten Music-Label der Welt, hat im Geschäftsjahr 2017 weltweit rund 3,6 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Der Umsatz der Merchandiser von EMP hat sich von rund 115 Millionen Euro im Jahr 2013 auf nach eigenen Angaben mehr als 200 Millionen Euro im vergangenen Jahr so gut wie verdoppelt.

 

Sein Geschäft macht EMP im Wesentlichen über einen seiner europaweit 18 Online-Shops. Hinzu kommen Ladengeschäfte in Wietmarschen, Essen, Leipzig, Nürnberg und Wien. Neben dem klassischen Geschäft mit Fan-Devotionalien und Tonträgern bekannter Bands der Rock- und Metal-Szene wie Metallica, AC/DC, Rammstein, Slipknot und Volbeat ergänzen seit einiger Zeit Fan-Artikel von Comic-Helden wie Batman und Suicide Squad und einige Charaktere aus dem Disney Universum wie Alice im Wunderland oder The Nightmare Before Christmas das Portfolio.

 

Und das völlig ohne Probleme, wie Trapp wissen lässt. Die Metal-Kunden der ersten Stunde akzeptierten die Popkultur-Angebote und umgekehrt. Wohl auch deswegen, weil EMP sich mehr auf die unangepassten, nicht auf Mainstream-Linie laufenden Themen konzentriere, so Trapp.

 

Seinen eigenwilligen, authentischen Charakter will EMP auch als Teil der Warner Music Group bewahren. „Wir können autark weiterarbeiten“, sagt Trapp, der weiterhin gemeinsam mit CFO Jan Fischer die Geschicke des Unternehmens leiten wird. Von der Verbindung mit WMG verspricht sich Trap wechselseitige Impulse, von der beide Seiten profitieren: „Warner ist ein Begriff, ein extrem starker Brand.“ Das künftige Zusammenspiel ist laut Trapp „eine tolle Ergänzung für Millionen Fans“.

 

Ebenso sieht das Stu Bergen, bei der WMG CEO of International & Global Commercial Services, Recorded Music.

EMPs Expertise im Bereich Musik ermögliche Warner tiefe Einblicke in die Vorlieben des Publikums und eröffne zugleich aufregende neue Möglichkeiten für die bei WMG unter Vertrag stehenden Künstler, so das geschäftsführende Vorstandsmitglied bei der Ankündigung der EMP-Übernahme.

 

Europaweit beschäftigt das einstige Ein-Mann-Unternehmen aus Lingen mittlerweile mehr als 600 Mitarbeiter, davon etwa 500 allein am Firmensitz an der Ems. Von denen sei die Übernahme sehr positiv aufgenommen worden, zumal laut Trapp für den Standort Lingen keinerlei negative Auswirkungen zu erwarten sind: „Warner trägt wie wir die Musik-DNA in sich. Wir sprechen eine Sprache und haben dieselben Wurzeln.“

 

Von Lingen aus verschickt das Unternehmen pro Jahr über vier Millionen Pakete an Kunden in ganz Europa. 2017 hat EMP für einen zweistelligen Millionenbetrag seine Logistikkapazitäten in der Stadt an der Ems erweitert. Eine erneute Ausweitung ist laut Trapp nicht ausgeschlossen. Den eingeschlagenen Wachstumskurs will EMP auch mit dem neuen Eigentümer aus New York konsequent weiter beschreiten. Mögliche Wachstumsimpulse könnten laut Trapp die globale Ausweitung der geschäftlichen Aktivitäten über den europäischen Markt hinaus sowie die Ansprache neuer Zielgruppen sein.

 

Um die Waren möglichst zielgenau und damit auch effizient an die Kunden bringen zu können, analysieren in Lingen Spezialisten tagein, tagaus die Datenströme, die die Nutzer auf den Internetseiten des Unternehmens hinterlassen. „Das Business ist extrem technologiegetrieben und wird zunehmend komplexer“, so Trapp. Die Analysen führen offensichtlich zu Erfolg. Einer aktuellen Studie des handelsnahen EHI-Instituts zufolge liegt die Retourenquote im Bereich Textil und Accessoires bei bis zu 50 Prozent. Aufgrund der erfolgreichen Datenanalyse und der Tatsache, dass die Kunden bei EMP gezielt einkauften, liege die Retourenquote deutlich unter dem Branchendurchschnitt, so Trapp.

 

Auch im Bereich Social Media gehört EMP zu den Top Playern. So wurde das Unternehmen, dem auf Facebook mittlerweile über 1,2 Millionen Fans folgen, im Juni und Juli 2018 auf den ersten Platz im Storyclash Social Media Ranking E-Commerce Deutschland gewählt. Und in einer Umfrage von Focus Money belegten die Lingener jüngst den zweiten Platz als Top Online-Shop im Bereich Fanartikel, direkt hinter dem Dortmunder Fußball-Bundesligisten BVB.

 

Erfolge kann EMP auch in einem anderen Feld verzeichnen. Mittlerweile falle es deutlich leichter, Fachkräfte zu einem Wechsel nach Lingen zu bewegen. „Viele Experten wollen lieber in einer Metropole arbeiten“, weiß Trapp, der seinerzeit selbst aus München ins Emsland gewechselt ist. So sei es EMP wohl auch aufgrund der Tatsache, dass das Unternehmen sich als Arbeitgeber etabliert habe, jüngst gelungen, drei Top-Manager großer Einzelhandelsunternehmen für die Bereiche Logistik, Einkauf und Vertrieb nach Lingen zu holen. „Das ist das Ergebnis einer konsequenten und erfolgreichen Weiterentwicklung der Arbeitgebermarke“, sagt Trapp.

 

Mehr als vier Millionen Pakete verlassen alljährlich das EMP-Logistikzentrum in Lingen. Aus dem Emsland verschickt
der Merchandising-Spezialist seine Produkte nach ganz Europa. Fotos: René Kleeb/EMP

 

Quelle: http://www.e-pages.dk/neueosnabruckerzeitung/3946/