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Mehr Chancen als Risiken?

Unternehmensforum vom Industriepark Lingen: Diskussion über die lokalen Folgen der Energiewende

Mit der BP Erdölraffinerie, dem Erdgaskombikraftwerk, dem Gas- und 

Hochrangige Referenten standen im IT-Zentrum in Lingen rund 100 Unternehmensvertretern und Kommunalpolitikern Rede und Antwort.

Dampfturbinenkraftwerk und dem Kernkraftwerk Emsland zählt die Stadt Lingen zu den stärksten Energiestandorten in Deutschland und ganz Europa. Risiken, aber auch Chancen vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Energiewende haben am Donnerstagabend auf dem sechsten Unternehmensforum des Industrieparks Lingen im Mittelpunkt gestanden.


So sind die Auswirkungen der Energiewende in Lingen und der ganzen Region schon deutlich zu spüren: Dank vieler Fotovoltaik-, aktuell 508 Windkraft- und 163 Biogasanlagen kann sich das Emsland nach Aussage von Landrat Reinhard Winter rein rechnerisch bereits komplett mit regenerativ erzeugtem Strom versorgen. Andererseits führte die Trasse für die durch das Emsland führende neue Stromleitung zu langen und kontroversen Diskussionen im ganzen Landkreis – diese Leitungen werden für den Transport des in immer mehr Windparks an und auf der Nordsee erzeugten Strom ins Ruhrgebiet benötigt.

 

Noch konkreter sind die Auswirkungen der Energiewende mit der Ausrichtung auf eine Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen beim in Lingen stark engagierten Stromkonzern RWE: 2022 wird das Kernkraftwerk Emsland vom Netz gehen, und aufgrund eines steten Verfalls der Großhandelsstrompreise werden laut dem RWE-Vorstandsmitglied Ulrich Hartmann auch die zwei Lingener Erdgasblöcke ab 2014 zumindest im Sommer „eingemottet“.

 

Versorgungssicherheit

„Der Betrieb lohnt sich einfach nicht mehr. Gleichzeitig wird unsere Gesellschaft aber noch mindestens zehn oder zwanzig Jahre die sehr flexiblen Gaskraftwerke benötigen. Schließlich scheint die Sonne und weht der Wind nicht immer.“ Vor diesem Hintergrund müsse man auch darüber nachdenken, wie diese vorgehaltene Versorgungssicherheit durch derartige Kraftwerke vergütet werden kann.

 

Die für den Industriestandort Deutschland so wichtige Versorgungssicherheit stellte Jens zum Hingst vom Energie-Forschungszentrum Niedersachsen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen – dafür werde sich in naher Zukunft im Bereich der Speicherfähigkeit von Energie „einiges tun müssen“. Gerade dort sah zum Hingst auch große Chancen für den Energiestandort Lingen: „Sie verfügen hier über eine gut ausgebaute Netzinfrastruktur und gut ausgebildete Ingenieure. Dies wird man auch nach 2022 gut nutzen können. Ich sehe für Lingen als bedeutendem Energiestandort auf jeden Fall für die Zukunft mehr Chancen als Risiken.“

 

Und vielleicht wird der Energiestandort Lingen ja noch – ein wenig – ausgebaut: So versprach der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel, sich intensiv mit einem möglichen Wasserkraftwerk bei Hanekenfähr zu beschäftigen.

 

Ems-Zeitung
Ausgabe vom 26.10.2013
Ressort Lokales